Fototipp - Polarlichtfotografie

Tipps, Equipment & die Magie am Himmel

Die Polarlichter – auch Aurora Borealis genannt – gehören zu den spektakulärsten Naturphänomenen, die man manchmal auch mit bloßem Auge sehen kann.

Doch wenn Du sie fotografisch einfangen will, stehst vor einer ganz besonderen Herausforderung. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Polarlichter fotografierst, welches Equipment du brauchst, wo du sie am besten sehen kannst – und warum sie in unterschiedlichen Farben erscheinen.

  1. Was sind Polarlichter überhaupt?

 

Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen aus dem Sonnenwind auf das Magnetfeld der Erde treffen und dabei in der oberen Atmosphäre mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen kollidieren.

Diese Anregung der Atome führt zur Emission von Licht – das Polarlicht.

 

Je nach Höhe und Art des Gases entstehen unterschiedliche Farben:

 

 

Farbe

Entstehendes Element

he (ca.)

Bemerkung

Grün

Sauerstoff

100–250 km

Häufigste Farbe, durch Sauerstoff

Rot

Sauerstoff

> 250 km

Sehr hoch, selten sichtbar

Blau-Violett

Stickstoff

< 100 km

Bei starker Sonnenaktivität

Pink/Magenta

Mischung aus O & N

Unterschiedlich

Kombinationseffekte in tieferen Schichten

 

 

2. Der perfekte Ort für Polarlichter

Damit du Polarlichter überhaupt sehen und fotografieren kannst, brauchst du die richtigen Bedingungen:

  • Breitengrad: Ideal sind Gebiete nördlich des Polarkreises: Nordnorwegen, Island, Finnisch-Lappland, Schweden, Alaska, Nordkanada oder auch Grönland.
    Bei extrem hoher Sonnenaktivität hast Du sogar manchmal auch in Deutschland die Möglichkeit sie zu bewundern.
  • Dunkelheit: Kein Lichtsmog! Meide Städte, suche dir dunkle Orte ohne künstliche Beleuchtung.
  • Wetter: Klare Nächte ohne Wolken sind Pflicht, am besten bei Neumond.
  • Jahreszeit: Beste Chancen hast du zwischen September und März, wenn die Nächte lang und dunkel sind.
  • Polarlicht-Aktivität: Verfolge die KP-Index-Prognosen (siehe Apps und Tools)

 

3. Das richtige Equipment

  • Kamera (DSLR oder spiegellos, manuell einstellbar)
  • Weitwinkelobjektiv (am besten mit Lichtstärke f/2.8 oder größer)
  • Stabiles Stativ
  • Ersatzakkus (mind. 2–3, vollgeladen)
  • Speicherkarten (mind. 32 GB, am besten mehrere)
  • Fernauslöser oder Intervallauslöser
  • Stirnlampe mit Rotlichtfunktion
  • Mikrofasertuch gegen Kondenswasser oder Schnee

Tipp:         Am besten beherrscht Du deine Kamera auch im Dunkeln, sonst störst Du andere Fotografen mit Deiner Taschenlampe beim Einstellen. 

 

 

 4. Kameraeinstellungen für Polarlichter

  • Die perfekten Einstellungen hängen stark von der Lichtintensität ab, aber hier eine gute Ausgangsbasis:
  • Modus: Manuell (M)
  • Blende: Offenblendig (z.B. f/2.8)
  • Belichtungszeit: 5–25 Sekunden (je nach Bewegung der Polarlichter)
  • ISO: 800–3200 (je nach Kamera)
  • Fokus: Manuell, Fokus auf unendlich (ggf. auf Sterne fokussieren)
  • Format: RAW aktivieren
  • Weißabgleich: Tageslicht oder manuell (später in RAW korrigierbar)

Tipp: Testbilder machen, Histogramm checken und ggf. anpassen!

 

 

5. Kleidung

  • Thermounterwäsche
  • Warme, isolierende Jacke (Daune oder Kunstfaser)
  • Mütze, Schal, Handschuhe (am besten Touchscreen-kompatibel)
  • Thermohose oder Skihose
  • Winterstiefel mit gutem Profil
  • Wärmepads für Hände und Füße (optional, aber Gold wert!)

Sonstiges

  • Powerbank für Handy
  • Thermoskanne mit heißem Tee oder Kaffee
  • Snacks
  • Sitzunterlage oder faltbarer Hocker
  • Karte oder GPS-Gerät (wenn du weit rausfährst)

 

6. Was du sonst noch beachten solltest

  • Geduld: Polarlichter sind launisch – warte ruhig ein paar Stunden, manchmal erscheinen sie plötzlich.
  • Komposition: Integriere Landschaftselemente wie Berge, Bäume oder Hütten für spannende Bilder.
  • RAW-Format: Fotografiere immer im RAW-Format für maximale Nachbearbeitungsmöglichkeiten.
  • Vorsicht mit Kondenswasser: Nach dem Shooting Kamera nicht direkt ins Warme bringen – sonst droht Feuchtigkeitsschaden.

 

7. Top-Spots für Polarlichter weltweit

 

Europa

  • Tromsø, Norwegen: Sehr verlässlich, viele Tourenangebote, gute Infrastruktur
  • Abisko, Schweden: Sehr trockenes Klima, dadurch besonders gute Sichtbedingungen
  • Rovaniemi oder Ivalo, Finnland: Polarlichter + Winterwunderland + Rentiere
  • Island (z. B. Vik, Thingvellir, Kirkjufell): Spektakuläre Landschaften als Kulisse

Nordamerika

  • Fairbanks, Alaska: Eines der besten Ziele in den USA
  • Yukon oder Northwest Territories, Kanada: Sehr abgelegen, aber grandiose Sichtverhältnisse

Andere Orte

  • Grönland: Absolute Wildnis, traumhafte Fotomotive
  • Schottland (z. B. Shetland-Inseln): Bei hoher Sonnenaktivität möglich, aber unregelmäßig

 

 8. Die besten Apps & Tools für Polarlichter

  • My Aurora Forecast (iOS/Android): Sehr beliebte App mit KP-Index, Karten & Alerts
  • Aurora Alerts Northern Lights: Tägliche Vorhersagen + Live-Benachrichtigungen
  • AuroraWatch UK: Für Sichtbarkeit in Großbritannien
  • SpaceWeatherLive: Auch für genauere Sonnenwinddaten

 

9. Wetter & Lichtverschmutzung

  • Clear Outside: Sehr präzise Wolkenvorhersage für Astrofotografie
  • Windy.com: Gutes Wetter-Radar, auch für Wolken
  • Light Pollution Map: Zeigt dir Orte mit geringer Lichtverschmutzung

 

 

Das Fotografieren von Polarlichtern ist eine Kombination aus Planung, Technik und einer Portion Glück. Wer jedoch Geduld mitbringt und sich gut vorbereitet, wird mit unvergesslichen Bildern und einem magischen Erlebnis belohnt. Und wenn du zum ersten Mal siehst, wie grüne, rote oder violette Schleier über den Himmel tanzen – wirst du verstehen, warum es jeden Aufwand wert ist.

 

Bei all der fotografischen Begeisterung, vergiss nicht die magischen Lichter einfach zu genießen und bestaunen.

10. Mini-Guide zur Nachbearbeitung von Polarlichtfotos

 

Nach dem Shooting kannst du das Maximum aus deinen Bildern herausholen – hier die Basics:

 

Software-Empfehlungen

  • Adobe Lightroom (Desktop oder Mobile)
  • Capture One
  • Luminar Neo (Einsteigerfreundlich)
  • Darktable (kostenlos & Open Source)

 

Bearbeitungsschritte in Lightroom (RAW-Datei)

       1.      Belichtung: Sanft anpassen, um Details in dunklen Bereichen hervorzuheben

       2.      Weißabgleich: Kühle Töne erhalten, ggf. etwas wärmer ziehen bei zu bläulichem Bild

       3.      Kontrast & Klarheit: Erhöht oft die Struktur im Himmel und in den Lichtern

       4.      Lichter/Tiefen: Lichter etwas reduzieren, Tiefen anheben

       5.      Rauschreduzierung: Besonders bei hohen ISO-Werten wichtig – nicht übertreiben

       6.      Sättigung einzelner Farben (HSL): Grün, Violett oder Rot gezielt betonen

       7.      Schärfen: Letzter Schritt – sparsam dosieren